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Beitragsreihe Stress & Entspannung - (5) Wirkung auf den Blutdruck

PMR und Blutdruck

Wie wirkt die Progressive Muskelentspannung bei erhöhtem Blutdruck?

Die Progressive Muskelentspannung (PMR) hilft uns dabei, unseren Körper wieder in die Richtung einer autonomen Balance zu bringen. Dabei geht es um das Gleichgewicht unseres vegetativen Nervensystems. Dieses unwillkürlich gesteuerte Nervensystem ist für eine Vielzahl an Prozessen in unserem Körper verantwortlich (Lesetipp: „Aus dem Gleichgewicht – was bedeutet Stress für unseren Körper?“), unter anderem für die Regulierung unseres Herz-Kreislauf-Systems.

PMR ist einerseits erfolgreich einsetzbar, um bereits bestehende erhöhte Blutdruckwerte zu reduzieren, bietet aber gleichzeitig einen präventiven Effekt. Psychischer Stress ist ein großer Risikofaktor für die Entstehung von Hypertonie, koronarer Herzkrankheit und weiteren kardiovaskulären Erkrankungen.

Langzeitstudien haben über 3.000 erwachsene Personen in Europa über einen Zeitraum von 3 bis 7 Jahren beobachtet und gezeigt, dass chronischer Stress die Entstehung von erhöhtem Blutdruck vorhersagen kann. Gleiche Ergebnisse wurden bei einer weltweit durchgeführten Studie mit knapp 25.000 Erwachsenen in 52 verschiedenen Ländern gezeigt. Psychischer Stress und Hypertonie stehen in einem sehr hohen Zusammenhang mit Herzinfarkten.

Wirkung bei normalem, nicht erhöhtem Blutdruck

Unter emotionaler Belastung ist es völlig normal, dass der Blutdruck kurzfristig ansteigt. Allerdings sollte dieser Anstieg nicht zu extrem (mit zu starken Blutdruckspitzen) sein und sich auch rasch wieder normalisieren. Hier kann die PMR sehr positiv wirken!

Die Ausübung der PMR führt dazu, dass die Herzfrequenz sinkt und sich die peripheren Blutgefäße weiten. Diese kombinierte Wirkung führt dazu, dass ein zu hoher Blutdruck sinkt. Die Besonderheit der PMR ist, dass diese Technik so gut trainiert werden kann, dass sie auch in akuten Situationen anwendbar wird: Man beginnt über ein paar Wochen hinweg mit den 16 Muskelgruppen , was in etwa 30 Minuten pro Einheit in Anspruch nimmt. Diese Variante wird weiter gekürzt auf weniger Muskelgruppen (man benötigt dann nur mehr 10 – 15 Minuten). Final ist es sogar möglich, den Körper durch das regelmäßige Training so zu konditionieren, dass mithilfe einer einzigen Übung (die wenige Sekunden dauert) eine physische und psychische Entspannung erzielt werden kann. Dies kann man bewusst in stressigen Situationen einsetzen um sehr rasch „runter zu kommen“ und das Herz-Kreislauf-System zu schonen.

Wirkung bei erhöhtem Blutdruck (Hypertonie)

Bei einem pathologisch erhöhten Blutdruck kann in akuten Fällen (kurzfristiges Senken des Blutdrucks) genau die gleiche Reaktion beobachtet werden wie oben beschrieben. Die Herzfrequenz sinkt, die peripheren Gefäße weiten sich und der zu hohe Blutdruck nimmt ab.

Bemerkenswert ist, dass diese Blutdrucksenkung nicht nur kurzfristig messbar ist, sondern durch die regelmäßige Ausführung der PMR auch langfristig positive Auswirkungen bei erhöhtem Blutdruck beobachtet werden können.

In einer deutschen Rehabilitationsklinik wurde bei 350 Patientinnen und Patienten, welche einen pathologisch erhöhten Blutdruck hatten, das Verhalten des Blutdrucks bei verschiedenen Therapien beobachtet. Eine Therapieform davon war die Einnahme von Medikamenten (Betablocker), eine andere Therapieform war gezieltes Entspannungstraining (ohne zusätzliche Medikamentengabe). Die Ergebnisse waren, dass sich alle Therapieformen erfolgreich zeigten. Das folgende Bild zeigt einen Überblick der Normalisierung des Blutdrucks nach drei Wochen.

Blutdrucknormalisierung durch Entspannungstraining

In Ruhesituationen (ohne zusätzliche emotionale Belastung) ist nach drei Wochen gezieltem Entspannungstraining die gleiche Verbesserung wie bei medikamentöser Therapie zu beobachten. Das gleiche Ergebnis zeigt sich auch unter zusätzlicher emotionaler Belastung: Entspannungstraining hat das Potenzial genauso in der Verbesserung der Blutdruckwerte zu helfen wie Medikamente.

Wichtiger Hinweis: Hypertonie sollte immer medizinisch abgeklärt sein! Besprechen Sie Ihre Medikation stets mit dem Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens.

Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien hat sich seit vielen Jahrzehnten bereits mit diesem Thema beschäftigt. Diese Studien wurden auch bereits mehrfach in sogenannten Meta-Analysen und Reviews zusammengetragen, um noch aussagekräftigere Ergebnisse liefern zu können.

Ein gesunder Lebensstil ist eine wichtige Basis für viele Bereiche unserer Gesundheit – auch für die Prävention und Therapie von Bluthochdruck (Hypertonie). Dabei sollten neben dem hier erwähnten Entspannungstraining (Stressmanagement) auch die Bereiche der regelmäßigen Bewegung und ausgewogenen, gesunden Ernährung berücksichtigt werden.

Lesetipp: Bewegungsempfehlungen bei Bluthochdruck

Übersicht

Hier ist eine Übersicht unserer Beitragsreihe zum Thema Stress & Entspannung für euch - folgt uns auf Instagram und Facebook und bleibt informiert, wann unsere nächsten Beiträge veröffentlicht werden!

  1. Aus dem Gleichgewicht - was bedeutet Stress für unseren Körper?
  2. Was ist „Progressive Muskelentspannung“ (PMR)?
  3. Wie wirkt sich Entspannung auf physiologische (körperliche) Funktionen aus?
  4. In welchen Bereichen findet die PMR Anwendung?
  5. Wie wirkt PMR bei erhöhtem Blutdruck?
  6. NÄCHSTES THEMA: Wie effektiv ist PMR bei Neurodermitis?
  7. Wirkt die PMR auf unsere Stimmungslage?
  8. Vorstellung einer „gekürzten“ Variante der PMR
  9. Welchen Einfluss hat PMR auf den Cortisolgehalt (Stresshormon)?
  10. Wie wirkt PMR bei Menschen mit Angstneurosen?
  11. Wie hilft PMR bei Magen-Darm-Problemen?
  12. Eure Wunschthemen! Stress und Entspannung haben so vielschichtige Wirkungen auf unsere Gesundheit, sodass annähernd jeder Lebensbereich betroffen sein kann. Gibt es ein Thema, das euch speziell interessiert und in dieser Beitragsreihe für euch noch zu kurz gekommen ist? Fühlt euch frei, uns eure Wunschthemen zu senden!

Quellen:

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Chobanian AV, Bakris GL, Black HR, et al. The Seventh Report of the Joint National Committee on Prevention, Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure: the JNC VII report. JAMA. 2003;289:2560–2572.

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Kaplan M, Nunes A. The psychosocial determinants of hypertension. Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2003;13:52–59.

Rainforth, M. V., Schneider, R. H., Nidich, S. I., Gaylord-King, C., Salerno, J. W., & Anderson, J. W. (2007). Stress reduction programs in patients with elevated blood pressure: a systematic review and meta-analysis. Current hypertension reports, 9(6), 520.

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Rozanski A, Blumenthal JA, Davidson KW, et al. The epidemiology, pathophysiology, and management of psychosocial risk factors in cardiac practice: the emerging field of behavioral cardiology. J Am Coll Cardiol. 2005;45:637–651.

Steptoe A, Brydon L, Kunz-Ebrecht S. Changes in financial strain over three years, ambulatory blood pressure, and cortisol responses to awakening. Psychosom Med. 2005;67:281–287.